Finanztest – Berufsunfähigkeitsversicherung

31.07.2015

Die Zeitschrift Finanztest hat in ihrem neuen Heft verschiedene Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet und einen entsprechenden Ratgeber für Verbraucher veröffentlicht. Das Ergebnis: 40 der 70 getesteten Berufsunfähigkeitsversicherungen erhielten die Note „sehr gut“ – ein außergewöhnlich gutes Ergebnis.

WhoFinance hat Steffen Strobel aus Freiberg am Neckar (Baden-Württemberg) gefragt, was er über die Ergebnisse von Finanztest und den dazugehörigen Ratgeber zu Berufsunfähigkeitsversicherungen hält. Herr Strobel gehört aktuell zu Deutschlands Top-Beratern im Ranking von WhoFinance.

WhoFinance: Herr Strobel, die Zeitschrift Finanztest hat in ihrer neuen Ausgabe Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet. Sie haben den Test gelesen. Gibt er ein gutes Bild der Angebote im Markt wider?
Strobel: Im Prinzip ja. Der Schutz gegen Berufsunfähigkeit ist absolut notwendig, da die gesetzlichen Leistungen nicht ausreichen. Es gibt in der Tat viele gute Angebote im Markt. Aber zu wenige Kunden haben bislang einen ausreichend hohen Versicherungsschutz.
Dabei sollte man mit dem Abschluss einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zu lange warten. Risikoreiche Berufe sind in den letzten Jahren teurer geworden, und für Kunden mit Vorerkrankung wird es immer schwieriger Versicherungsschutz zu erhalten.

Haben Sie Kritik an dem Test der Berufsunfähigkeitsversicherungen?
Die theoretischen Ausführungen von Finanztest sind soweit in Ordnung. Die Umsetzungstipps, also die Frage, wer welche Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen soll, sind dagegen teilweise katastrophal. So wird eingangs Kunden mit wenig Einkommen empfohlen eine niedrige Rente abzuschließen. Zwei Seiten später wird dann kritisiert, dass bei vielen Verbrauchern die Renten bei Berufsunfähigkeit aufgrund schlechter Beratung zu niedrig seien.
Eine gute Lösung könnten hier ggf. sogenannte „Startertarife“ für Azubis oder Studenten sein. Auch ist in den Tipps von Finanztest nicht nachvollziehbar, weshalb ältere und kranke Kunden die Unterstützung eines Versicherungsberaters oder Maklers in Anspruch nehmen, junge, gesunde Kunden hingegen auf eigene Faust recherchieren sollen, wenn sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen wollen. Der 45-jährige Diplom-Ingenieur benötigt also „Hilfe“, der 18-jährige Azubi ist „schlauer“ und kann es selbst machen? Das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Welche Versicherungen bieten Ihrer Erfahrung nach die beste Absicherung gegen Berufsunfähigkeit?
Es gibt eben keine „Musterfallkunden“. Zunächst muss anhand einer professionellen Vergleichssoftware für jeden Beruf, jedes Eintrittsalter und anhand von vielen weiteren Merkmalen eine Beitragsrecherche erfolgen. Damit bekommt der Kunde eine grobe Orientierung, welche Gesellschaften für ihn interessant sein können. Somit sieht die individuelle Liste an denkbaren Angeboten für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei fast jedem Kunden anders aus. Zudem sollten neben der Höhe des Beitrags die Qualität der Versicherungsbedingungen, die Finanzkraft des Anbieters, die Annahmepolitik sowie die Leistungsquoten verglichen werden.

Worauf sollten Verbraucher vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung besonders achten?
Der Kunde sollte auf keinen Fall bei möglichst vielen Gesellschaften einen Antrag stellen und anschließend auswählen. Denn mit dieser Vorgehensweise erzeugt er ggf. viele Einträge im sog. Hinweis- und Informationssystem (HIS) des Versicherungsverbandes! Ich kann Verbrauchern nur raten: Lassen Sie sich bei einem seriösen Versicherungsmakler beraten.

…der dann was genau macht?
Zunächst erstellt ein guter Berater eine Bedarfsermittlung. Das heißt: Was braucht der Verbraucher im Falle seiner Berufsunfähigkeit? Dann sollte eine Budgetplanung erfolgen. Im Anschluss sollte die Versicherbarkeit ohne HIS-Eintrag geprüft werden. Nach diesen Vorarbeiten kann der Kunde entscheiden, bei welcher Gesellschaft er den Antrag stellt, und das sollte wie gesagt nur eine Versicherung sein.
Zudem spart sich der Kunde durch diese Vorgehensweise auch viel Zeit. Sollte er beispielsweise bei 10-20 Gesellschaften einen Antrag stellen, also 20x die Gesundheitsfragen ausfüllen sowie die Nachfragen (sofern Vorerkrankungen bestehen) bearbeiten, kalkuliere ich einem Zeitaufwand von 20-40 Stunden. Vermutlich wird der Kunde das Projekt „BU-Absicherung“ resigniert einstellen.
Damit ist nichts gewonnen! Ein wichtiger Tipp zum Schluss: besorgen Sie sich einen Auszug Ihrer Krankenakte vom Haus- bzw. Facharzt. Dann können Sie zumindest bei der Angabe von Vorerkrankungen nichts vergessen.

Was raten Sie Kunden, denen von allen Versicherungen eine Berufsunfähigkeitsversicherung verwehrt wird?
Zunächst muss geprüft werden, ob wirklich alle ablehnen oder ob es Aktionen mit vereinfachten Gesundheitsfragen gibt, über welche der Kunde versichert werden kann. Dafür braucht man einen guten Überblick über den Markt.
Ansonsten sollten Alternativabsicherungen wie DreadDisease, Erwerbsunfähigkeit, Grundunfähigkeit oder die sog. Multi-Risk-Policen geprüft werden. Hier ist die Risikoprüfung oft einfacher und der Kunde erhält bspw. eine Versicherungsleistung bei Diagnose von einem Schlaganfall oder wenn er seine Hand nicht mehr bewegen kann.
Eine Beratung ist hier jedoch zwingend erforderlich, da die Definition vom Leistungsfall eine völlig andere als bei einer BU-Absicherung ist.

Und wie sieht es mit den Kosten für den Verbraucher aus, wenn er nicht selbst abschließt, sondern sich von einem Versicherungsmakler beraten lässt?
Da der Kunde bei Abschluss direkt mit den Gesellschaften vermutlich keine Nettotarife, also gänzlich provisionsfreie Tarife erhält, kann er einen Versicherungsmakler ohne Mehraufwand engagieren.
Hier erhält er eine individuelle Beratung, die Abklärung der Versicherbarkeit und einen Ansprechpartner für die Zukunft. Zudem wird die Beratung dokumentiert und bei Fehlern haftet der Berater auch. Das tut eine Zeitschrift nicht, wenn jemand ausschließlich auf Basis eines Tests selbst entscheidet, wo er sich versichert.
Das leisten auch nicht die Verbraucherzentralen. Sie beraten nur allgemein und helfen nicht beim manchmal sehr aufwendigen Antragsprozess. Eine Haftung für die Beratung findet häufig nicht statt, da sie oft auch keine entsprechende Haftpflichtversicherung vorhalten.

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